Saisonvorschau des Westfälischen Anzeiger mit Gerrit Engemann

Drucken
Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 30. November -0001

WA-Redakteur Günter Thomas blickt mit Gerrit Engemann auf die Saison 21/22 voraus.

gerritengemann2122vatheuerc

Hamm – Das nennt sich dann Duftmarke: Noch im Vorfeld der DTTB-Pokal-Vorrunde des TTC GW Bad Hamm in Köln gegen den Drittligisten SC Buschhausen sowie die beiden Ligakonkurrenten in der 2. Tischtennis-Bundesliga, BV Borussia Dortmund und 1. FC Köln, hatten die Grünweißen gerne den Kölnern die Favoritenrolle überlassen. Am Ende des Tages hatten die Hammer drei souveräne Siege eingefahren – darunter ein 3:0 gegen den FC –, zogen damit ins Pokal-Achtelfinale ein, wo sie Erstligist Werder Bremen erwarten, und zeigten sich gerüstet für die am Sonntag beginnende Saison. Dann tritt GW erneut gegen den BVB an – um 14 Uhr in der Dortmunder Brügmann-Sporthalle.

Es wird der Start in eine Saison, der alle Akteure nach der langen Corona-Zwangspause entgegenfiebern. „Ich hatte ja das Glück, dass ich in den vergangenen Monaten öfter bei den Düsseldorf Masters gespielt habe und nicht so lange wie die anderen ohne Wettkampf bin“, sagt GW-Akteur Gerrit Engemann. „Aber ich freue mich, viele Leute wiederzusehen nach der langen Zeit.“ Denn auch die Zuschauer dürfen wieder in die Halle zurückkehren.

Noch vor knapp zwei Wochen hatte Engemann schweren Herzens verletzungsbedingt seine Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft absagen müssen. Und auch in der Pokalrunde kam er nur dosiert zum Einsatz. Schmerzen an der Achillessehne hatten den Lüner gestoppt. „Daher hatte ich mich entschieden, nicht bei der DM zu starten, sondern lieber zu Beginn der Saison fit zu sein“, sagt er.

Was zu funktionieren scheint. Denn der Grünweiße wurde nur im dritten und entscheidenden Gruppenspiel gegen die Kölner im Einzel aufgestellt – und steuerte mit einem souveränen 3:0-Erfolg über Tobias Hippler den dritten Punkt bei. „Unsere Trainer haben mich auf drei gesetzt – damit hatten die Kölner nicht gerechnet“, vermutet Engemann. „Die haben gedacht, dass wir mit Florian Bluhm auf der Position drei spielen würden, der zuletzt gegen Hippler bei der Deutschen Meisterschaft keine Chance gehabt hatte. Mit der Aufstellung haben wir sie überrascht.“

Denn Abwehrer Bluhm zog stattdessen, an eins gesetzt, dem hoch gehandelten Spitzenspieler der Kölner, Samuel Walker, mit 3:0 Sätzen den Zahn. „Sein Sieg gegen Walker, das war der Dosenöffner für die weiteren Einzel“, ist sich Engemann sicher.

Ob dieser Sieg gegen den Meisterschaftsfavoriten Signalwirkung für eine erfolgreiche Saison haben wird? „Das war auf jeden Fall für die Mannschaft ein guter Start“, ist Engemann überzeugt, der das GW-Team in dieser Serie erneut sehr gut aufgestellt sieht. „Wir haben eine gute Harmonie im Team. Ich denke schon, dass das ein wichtiger Schritt war. Wenn wir da mit dem gleichen Spirit auftreten wie jetzt im Pokal, glaube ich, dass wir auch zum Auftakt in Dortmund gewinnen. Der Sieg hat uns Selbstvertrauen gegeben.“

Am Sonntag wird Engemann in seine neunte Saison in Folge im GW-Trikot gehen, aber das erste Mal nominell am oberen Paarkreuz. Denn der 22-Jährige ist in dieser Serie hinter Neuzugang Bluhm an Position zwei gemeldet. Paralympics-Goldmedaillen-Gewinner Laurens Devos, der am Pokalwochenende geschont wurde, rückt einen Platz nach unten an drei. Der Japaner Jo Yokotani an vier, Neuzugang Pekka Pelz und Youngster Andre Bertelsmeier komplettieren das Team, das seinen Spitzenspieler Pavel Platonov und den Belgier Olav Kosolosky verloren hat. „Ich glaube aber, dass wir in der Breite besser aufgestellt sind“, sagt Engemann. „Weil Florian mit seinem Abwehrspiel für die eine oder andere Überraschung sorgen kann. Und weil wir unten einen Tick besser sind als letztes Jahr.“ Außerdem ist es so, dass in der Liga wieder mit zwei Startdoppeln gespielt wird. „Die können ein Spiel früh entscheiden – und auch da haben wir gute Lösungen gefunden.“

Die Nominierung an Position zwei war für Engemann ein wichtiger Schritt. Drei der vier Meisterschaftsbegegnungen der Vorsaison, die die Hammer als verlustpunktfreie Tabellenführer beendet haben, bestritt der Rechtshänder am unteren Paarkreuz, nur eines oben. Seine Bilanz von 8:0 Siegen belegt, dass er an Position drei unterfordert war. „Es war letzte Saison schon mein Anspruch, am oberen Paarkreuz zu spielen. Und es war auch zu sehen, dass ich das Format hatte“, sagt der 22-Jährige. „Leider hat es da von den TTR-Punkten her nicht funktioniert – jetzt freue ich mich, dass es geklappt hat.“

Zwei Teams werden am Ende der Spielzeit in die erste Liga aufsteigen. Und Engemann sieht die Chancen für Grünweiß, dabei zu sein, nicht schlecht. „Die Liga ist in der Breite eher noch zusammengerückt“, glaubt er. „Bis auf ein, zwei Teams kann jeder jeden schlagen. Und wir haben eine gute Chance, unter die ersten vier zu kommen, vielleicht auch unter die ersten beiden – das ist das Ziel.“

Um das zu erreichen, lud das Trainergespann mit Henk van Spanje und Wim van Breenen die Spieler sogar zur Wettkampfvorbereitung in die Niederlande. Pekka Pelz und Laurens Devos waren zwar nicht dabei, die anderen aber nutzten die Chance, um sich näher kennenzulernen. Wobei: „Florian Bluhm kannte ich ja schon vorher von den Turnieren her, und gegen Jo Yokotani habe ich im Schüler- und Jugendbereich schon gespielt“, sagt Engemann, der sich sicher ist, „dass wir uns gut verstehen und den nötigen Teamspirit entwickeln werden“.

In Köln stieß noch Pekka Pelz zum Team, dessen Spielstärke und Leistungsvermögen selbst der GW-Vorsitzende Martin Vatheuer im Vorfeld der Saison nicht richtig einzuschätzen vermag, weil Pelz überwiegend in der Schweiz – zuletzt beim Erstligisten TTC Wil – gespielt hat. Pelz unterlag Dortmunds Eric Botroff, bezwang aber Buschhausen-Akteur Michael Servaty in drei Sätzen.

Seine persönlichen Ziele für diese Saison hat Engemann eng mit dem TTC GW verknüpft. Eine „gute positive Bilanz“ am oberen Paarkreuz soll es für das U23-Talent, das in Düsseldorf wohnt und dort im Deutschen Tischtennis-Zentrum trainiert, werden. Und: „Ich spiele jetzt im neunten Jahr für Grünweiß. Für mich war immer klar, dass ich mit Hamm in die erste Liga möchte.“ Wenn alles gut läuft, könnte es damit in seiner zehnten Saison klappen.